Back to the roots

Nach sechseinhalb Jahren war es soweit – just in der Woche als bekannt wurde, dass die Konjunkturdaten Österreichs im Vergleich zur EU massiv hinterherhinken und dass das Land Kärnten aufgrund der ex-Hypo Landeshaftungen ein Bankrottkandidat ist, haben wir unseren Hauptwohnsitz von der Schweiz nach Kärnten verlegt! Ganz nach dem Motto: „Es kann nur besser werden!“

Warum man das tut, beantworte ich hier nicht. Aber eine Fact-List was ich zurücklasse und was mich erwartet, muss wohl sein!

Was mir fehlen wird

  • Das Vertrauen und die Wertschätzung gegenüber der Politik – vielleicht nicht so ganz nachvollziehbar für einen Schweizer, wer aber die österreichische Politik kennt, weiss wovon ich rede.
  • Der Zolliker „Turnverein“ – nein, ich kann nach wie vor keinen Felgaufschwung. Aber ich spiele wieder etwas besser Volleyball. Und meine Trinkfestigkeit liegt wieder auf Studentenniveau! Und natürlich, zu einem Verein gehören ja insbesondere Menschen. Und die waren wirklich grossartig – jede(r) einzelne davon!
  • Den Job – tolle Leute, tolle Firmenkultur und – Glücksache – tolles Projekt! Ach ja, ich war bei der Landis+Gyr in Zug.
  • Die Idee der direkten Demokratie – auch wenn sie immer mehr in Frage gestellt wird, ist es wohl die beste Möglichkeit die Leute in den politischen Prozess zu involvieren.
  • Der (Netto-)Lohn – man verdient man in der Schweiz einfach um einiges mehr.
  • Das Erwartbare – man bekommt das man „bestellt“. Keine böse Überraschungen, keine Tricks.

Was mir NICHT fehlen wird

  • Die Stadt Zürich – die Stadt funktioniert leider einfach zu perfekt und ist zu durchgestylt. Das ist zuviel für ein Land-Ei.
  • Das Essen – bis auf das Käsefondue konnte ich mich mit nichts so richtig anfreunden
  • Das Schweizer Fernsehen – ist wohl ausschliesslich für Schweizer gemacht. Vermutlich so wie der ORF nur für Österreicher „sehbar“ ist.
  • Das Erwartbare – man weiss genau was man bekommt. Leider aber auch selten mehr.
  • Die Pedanterie Der Perfektionismus  – ist wohl aber vermutlich einer der grossen Faktoren, warum die Schweiz so erfolgreich ist
  • Die Schweizer Tastatur  – Caps-Lock zu drücken, um A, Ö oder Ü hinzubringen, finde ich wirklich abartig 🙂

Auf was ich mich freue

  • Essen – Mehlspeisen, Iglo Tiefkühlkost, die Brotwaren und den ganzen anderen Tam-Tam
  • Das Unerwartete  – man weiss of nicht so genau was man bekommt. Und ab und zu hat man Glück und bekommt ersklassige Beratung im Möbelfachgeschäft.
  • FM4 im Radio – endlich sinnvolles Radio auch im Auto!
  • Humor & Ironie – endlich wieder blöd reden können, ohne Gefahr zu laufen, dass es missverstanden wird
  • Inländer zu sein – und über das zu schimpfen zu können, wo es sein muss.

Auf was ich mich NICHT freue

  • Österreichische Politik – wirklich untere Mittelklasse
  • Schlecht gekleidete Menschen – das liegt wohl daran, dass Zürich die Messlate sehr hoch legt. Und dass ich begeisterter Leser von Jeroen van Roojiens Artikel im NZZ war – obwohl mich Mode nie interessiert (hat).
  • Das Unerwartete  – man weiss of nicht so genau was man bekommt. Im blöden Fall bekommt man gar keine oder komplett falsche Information vom Zollamt.
  • Was unterm Strich vom Gehalt übrig bleibt – CH: 80%, AT: 50%
  • Die Bürokratie – merkt man erst, wenn man wieder zurück nach Österreich kommt wieviel Zettel man ausfüllen muss, die dann im Endeffekt niemand braucht
  • XXXLutz Werbung – das ist die einzige Famile in Österreich, die die Arbeitslosigkeit verdient

Resumee

Es ist ein Unentschieden! Sozusagen die Hard-Facts sprechen für die Schweiz. Bei den Soft-Facts hat Österreich die Nase vorn.

[Revision 3, 13.4.2015]